Fünfter Tag

Jeden Morgen früh um sieben,
War am Damenstrande drüben
Schon ein reges, buntes Leben,
Denn dort schwammen in der Frische
Alle Damen wie die Fische,
So sie nämlich konnten es;
Die nicht kundig waren des,
Übten mit dem Korkenring,
Weil es auch mit diesem ging.
Solchermaßen macht's genau
Eine kleine dicke Frau,
Deren Schwimmring, welch ein Spaß!
Tausend Zoll im Umkreis maß;
Und just abgesehn auf diese
Hatten es die Len' und Liese.
Wie die Frau im Gummihut
Fröhlich plätschert in der Flut,
Kommen Len' und Lies' von hinten,
Ihr die Bänder aufzubinden,
Die den Schwimmring halten fest,
Wenn man sich auf ihn verläßt.
Als dann eine Welle kam,
Sie den Schwimmring mit sich nahm,
Und vor Schreck, mit offnem Mund,
Sank die Frau bis auf den Grund.
»Wasser, Wasser! Mach's gelinde,
Bring sie wieder hoch geschwinde!«
Doch die Nordsee gurgelt nur,
Zeigt von Mitleid keine Spur,
Flutet, als wär' nichts dabei,
Wie gewohnt, gen Norderney.
Nur mit großer Müh' und Not
Fischte 'raus man sie halbtot.

Dieses müßte, sollt' man denken,
Lies' und Lene reu'n und kränken.

I bewahr! Die freuten sich
Ob der Tat noch königlich.
Weiter mit dem sechsten Tag

Erstellt von Jochen Schöpflin
Zuletzt aktualisiert am Freitag, 19. August 2005