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Scharf und spitz, doch ohne Tadel Ist - wenn man sie ehrt - die Nadel, Die den Rock bald näht, bald flickt Und auf Kissen Blumen stickt. Ohne Nadeln geht es schwerlich; Darum sind sie unentbehrlich. Dieses sah man schon von je Bei der Tante Dorothee, - |
Die am Brustlatz nie genug Nadeln aller Sorten trug, Daß gespickt sie wie ein Has Schlummernd oft im Lehnstuhl saß. Maus und Molli, die das kannten, Neckten gern die Anverwandten. Als die Tante einst geruht, Nahten sie mit Übermut. Links und rechts gebeugt voll Schläue Überfielen sie die Treue, |
Die vom Kaffee sanft geträumt, Wie er in der Tasse schäumt. Zick und zack - mit spitzem Finger Faßten sie die Nadeldinger. |
Worauf jede, voll die Hand, Von dem Schlummerstuhl verschwand. |
Nah dabei am kühlen Orte Lachte die Geburtstagstorte, Wohl geformt aus Teig und Rahm, Bis die Schar der Freunde kam. |
Knupper, knapper - Molli, Maus Fischten da die Früchte 'raus. |
Und sie pflanzten ohne Pein Hierfür Tantens Nadeln 'rein. |
Auf dem Stab der Kakadu Schaute stumm bedenklich zu. |
Nachmittags erschien zum Schmaus Mancher Gast vergnügt ins Haus. |
Jedes rief schon an der Pforte: »Ei Du Schlippchen! Welche Torte!« Tante schnitt und hat verteilt. Alle aßen unverweilt. |
Plötzlich Base Guste da Schrie mit blauem Kopfe: »Krah!« |
Gleich drauf fauchte Onkel Krumm: »Gräten hat das Zeug - hahum!« |
Alle husten mit Gekeuch, Tante sieht es schreckensbleich. |
Doch der Doktor Emmerling, Der zum Glück vorüberging, Trat voll Ahnung schnell in's Haus Und zog seine Zange 'raus. |
Fünfundsiebzig spitze Nadeln Aus den Hälsen, Schultern, Wadeln Holte er der ganzen Schar, Bis er endlich fertig war. |
Aber Tante Dorothee Schluchzte laut in den Kaffee. Dieses war der erste Streich. |
Weiter mit dem zweiten Streich |
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Erstellt von Jochen Schöpflin
Zuletzt aktualisiert am Freitag, 19. August 2005