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Immer ist's ein kleines Fest, Wenn daheim man schneidern läßt. Rührig sitzt die Näherin In der Stube mittendrin. Fließt die Arbeit frisch und munter, Gibt's auch mancherlei mitunter, Was die Störfrau Neues weiß. Denn das Wort belebt den Fleiß. Für ein wohlerzogenes Mädchen Fällt da oft ein Fleck und Fädchen Ab, mit dem es dann und wann Puppenröcke machen kann. Maus und Molli aber - ach! - Gingen nur der Bosheit nach. Heimlich holten sie zum Schaden Anderer Nadel, Scheer' und Faden. In der stillen Kammer draußen Hörte man sie eifrig hausen, Daß die Tante sprach erfreut: »Brav sind die zwei Kinder heut'.« O du arme Dorothee! Kämest du in ihre Näh', Ließest du es sicher bleiben, Brav zu heißen, was sie treiben. Schlimm kam da gar Manches weg. Dieses sah man bald mit Schreck. Als der Onkel Christian Zog ein neues Hemde an - |
Konnt' er mit dem Kopf nicht 'raus. O, der Kampf sah gräßlich aus! |
Beinah' wär' er drinn erstickt, Wenn man es nicht aufgezwickt. Tante Dorothea freute Auf den neuen Rock sich heute. |
Plötzlich rief sie sehr entsetzt: »Wächst man noch im Alter jetzt?« |
Denn ihr Röckchen war so kurz, Kaum noch wie ein Kinderschurz. |
Als sie mittags zum Besuche Griff nach einem Taschentuche, Kam zum Kasten - Spuck und Graus! - Gleich ein ganzes Dutzend 'raus, Bunt und weiß und rot getipfelt, Eins an's andere hingezipfelt. |
Blaß lief Bruder Fritz herbei: »Seht! Die Hos' hat Beine drei! |
Zwei hab' ich und krieg' nicht mehr. Wo nehm' ich das dritte her?!« |
Als die Köchin Katharine Ging zum Markt mit würd'ger Miene, Um das Kraut und Fleisch zu holen, Fing die Jugend an zu johlen. |
Aus der Haube wuchs hervor Links und rechts ein Eselsohr. |
Mittags wollte mit geschwinden Händen sie die Schürze binden. |
Schnurr - was ist das für ein Handel? Endlos ringelt sich das Bandel. |
Nach zehn Metern solcher Litzen Fängt sie krampfhaft an zu schwitzen. |
»Hängt denn« - ruft sie wild entsetzt - »An dem Schurz ein Bandwurm jetzt?!« |
Bis es endlich abgetan, Hat sie schier den Bändelwahn. Diese war der fünfte Streich. |
Weiter mit dem sechsten Streich |
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Erstellt von Jochen Schöpflin
Zuletzt aktualisiert am Freitag, 19. August 2005