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Die fromme Helene |
Fünftes Kapitel DER LIEBESBRIEF |
»Und wenn er sich auch ärgern sollte, |
So denkt Helene, leider Gotts! Und schreibt dem Onkel grad zum Trotz: |
»Geliebter Franz! Du weißt es ja, Dein bin ich ganz! |
Wie reizend schön war doch die Zeit, Wie himmlisch war das Herz erfreut, |
Als in den Schnabelbohnen drin Ein Jemand eine Jemandin, |
Ich darf wohl sagen: herzlich küßte. - Ach Gott, wenn das die Tante wüßte! |
Und ach! wie ist es hierzuland Doch jetzt so schrecklich anigant! Der Onkel ist, gottlob, recht dumm, Die Tante nöckert so herum, |
Und beide sind so furchtbar fromm; Wenn's irgendmöglich, Franz, so komm Und trockne meiner Sehnsucht Träne! Zehntausend Küsse von Helene!« |
Jetzt Siegellack! - Doch weh! alsbald |
Ruft Onkel Nolte donnernd: »Halt!« |
Und an Helenens Nase stracks Klebt das erhitzte Siegelwachs. |
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Erstellt von Jochen Schöpflin
Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 17. August 2005